Inbetriebnahme

Inbetriebnahme

Calidhris hatte sich auf der cardassianischen Raumstation recht schnell eingelebt. Sie hatte kein Problem mit cardassianischer Architektur und fand es sogar recht angenehm, von ihrem Büro aus auf das Treiben im Operationszentrum herabzublicken. Bislang hatte sich ihr stab als recht kompetent erwiesen. Zumindest hatte sie noch keine Probleme bemerkt, die sie hätte angehen müssen.

Seit die neue cardassianische Regierung bereitwillig mit der Föderation zusammenarbeitete waren viele technische Schwierigkeiten an Bord von Deep Space Nine verschwunden, denn nun gab es vollen Zugang zu den Designs der cardassianischen Technik und zu den Quellcodes der Computerprogramme, so daß es möglich war, erforderliche Ersatzteile paßgenau herzustellen. Es mußte nicht länger improvisiert werden, um eigentlich nicht kompatible Technik zur Zusammenarbeit zu überreden.

Heute sollte das Portal erstmals aktiviert werden. Bisheriger Kontakt zwischen der Föderation und der sogenannten Zentralwelt Terra Nova hatte nur durch das Auftauchen von Makoscouts stattgefunden, um vorsichtig diplomatischen Kontakt aufzunehmen und herauszufinden, ob das Einrichten eines transdimensionalen Tores überhaupt sinnvoll war.

Calidhris hatte sich gewundert, daß man sie nach Deep Space Nine beordert hatte, denn sie hatte bislang niemanden aus den anderen Universen getroffen. Es gab andere in der Föderation, die inzwischen bereits mehr Erfahrungen gemacht hatten. Andererseits hatten diese Leute wenig bis keine militärische Kommandoerfahrung, und Deep Space Nine war auch ein wichtiger Militärposten.

Ihr war die große Verantwortung noch immer etwas unangenehm, da sie auch für die Koordination mit einer Flotte von Raumschiffen und mit einem ganzen Netzwerk aus Verteidigungsplattformen verantwortlich war, die alle den Eingang zum Wurmloch überwachten und im Falle eines erneuten Versuchs seitens des Dominion in den Alphaquadranten vorzudringen deren Schiffe beim Austritt aus dem Wurmloch vernichten sollten, ohne das Wurmloch selbst zu beschädigen.

Sie hatte ihre Paradeuniform angelegt - eigentlich trug sie nicht gern weiß, aber zu diesem Anlaß schien es ihr angemessen - und betrat den Portalraum etwa zwei Minuten bevor ihre Gäste von Terra Nova ankommen sollten. Sie blickte zum Portaloperator. "Senden Sie das Signal, daß wir bereit sind."

Enji betrat gerade mit vieren ihrer Männer das Areal in welchem sich nun das transversale Portal befand, von welchem alle in jüngster Zeit sprachen.
Enji selbst hatte zwar das Grundprinzip begriffen und verinnerlicht, dennoch wusste sie noch immer nicht so recht, wie sie mit dieser neuen Situation umgehen sollte: Ihr eigens Universum sollte nun der winzige Bestandteil eines noch viel grösseren Gefüges sein?
Nun, selbstverständlich sollte es dass, und auch Enji war diese wissenschaftliche Tatsache bekannt, nun aber einen handfesten physischen Beweis dadfür auf den Tisch gelegt zu bekommen war schon ein ganz anderes Kaliber.

Ihre weisse Galauniform glattstreichend postierte sie sich neben ihrem CO und nickte dieser wortlos zu.
Bislang hatte sie noch nicht viel Gelegenheit gehabt, sich mit ihrer neuen Kommandantin auszutauschen und diese kennenzulernen, war sie doch eher spontan hierherversetzt worden nachdem ihr Vorgänger ausdrücklich sie angefordert hatte.
Enji selbst wusste nicht wieso - Wenn auch ihr Vorgänger einer ihrer Ausbilder gewesen war, so ging sie dennoch kaum davon aus, bei ihm genügend Eindruck hinterlassen zu haben, um seine Wahl ihrer Person für diesen Posten zu rechtfertigen.

Wie dem auch sei: Es war ein Job wie jeder andere.
Kuriose Umstände hin oder her, sie würde sich um diese Station ebenso engagiert kümmern wie um ihre vorigen Schiffe.

"Wir haben gerade ein Signal geschickt, das Portal müßte sich jedem Moment öffnen - vorausgesetzt, die andere Seite ist so weit bereit." Sie blickte auf die auf der Konsole eingeblendete Uhr. Dreißig Sekunden bis zur vereinbarten Zeit. Normalerweise kam es Calidhris nicht auf wenige Sekunden, oder sogar Minuten an, aber bei einem derart wichtigen diplomatischen Kontakt wollte sie schon dafür sorgen, daß alles so glatt lief wie eben möglich.

"Ich bin mal gespannt, wie unsere Gäste aus dem fremden Universum mit unserem zurecht kommen", lächelte Calidhris. "Ich werde es zunächst einmal für mich behalten, daß ich Telepathin bin." Sie wollte verhindern, daß es sofort zu etwaiger Angst bei den Besuchern kommt.

Jerik blickte die drei hinter sich an.
Im Gegensatz zu ihm, welcher zuvor bereits eine Stippvisite in dem neuen Universum abgehalten, und die Installation des Fixportals überwacht hatte, waren seine drei Begleiter vorher noch nicht in dieser Welt gewesen.
Er warf ihnen einen diplomatischen Blick zu und sagte lediglich. "Das ist eine ganz simple Prozedur, folgen Sie mir einfach, und bleiben dicht bei mir.
Es ist in etwa so, als würde man in ein anderes Zimer gehen, man spürt keine körperlichen Auswirkungen oder ähnliches."
Er grinste den dreien ermutigend zu, und konzentrierte sich daran darauf von der Stelle an der er stand aus eine Verbindung zum stationären Portal auf Deep Space Nine zu öffnen.

Veena und Adrian warfen sich nachdenkliche Blicke zu während Sally - Welche bereits zuvor im Schlepptau diverser Makoscouts gereist war - das ganze mit sachlicher Gelassenheit betrachtete und stattdessen lieber darauf wartete, dass Jerik hinne machte...

Als sich auf der Seite von Deep Space Nine schliesslich das aktivierte Portal auch sichtbar öffnete und die vier Gestalten heraustraten blieb der Raum für einige wenige sekunden ganz still.
Diese Leute hier schienen das ganze wie einen Erstkontakt zu zelebrieren.

Jerik fiel gleich auf, dass die Sternenflottler sich in Paradeuniformen geschmissen hatte und er fragte sich, warum eigentlich die novanische Defense Force über nichts dergleichen verfügte. Diese Leute sahen jedenfalls (in einem nüchternen, nicht-sexuell motivierten Sinne) unverschämt gut in diesen edlen Kostümen aus!

Jerik blickte gleich zu der Frau, welche er aus den Quickinfos kannte, welche er während der Installationsphase zu lesen bekommen hatte.
Mit einem charmanten Grinsen vereigte er sich respektvoll vor ihr.
Im Gegensatz zu vielen menschlich geprägten Gesellschaften verzichtete er (als novanisch erzogenes Individuum) auf das Händeschütteln, da er gelernt hatte, dass viele Kulturen spontane Berührungen oder das indirekte Auffordern dazu als unhöflich oder gar frevelhaft empfanden.
Schon seit Jahrhunderten hatte sich daher in der multiversalen Mischgesellschaft ein einfaches Nicken als alltäglicher, und eine etwas tiefere und längere Verbeugung als formeller Gruss durchgesetzt, da diese Geste für gewöhnlich in jedem Kulturkreis verstanden wurde, welcher annähernd humanoid gebaut war.

Calidhris erwiderte die Verbeugung. Sie war es ebenfalls bei diplomatischen Zusammenkünften gewohnt, respektvolle aber distanzierte Gesten auszuführen. "Willkommen auf Deep Space Nine", grüßte die Betazoidin. "Ich freue mich sehr, Sie hier begrüßen zu dürfen. Ich bin Captain Calidhris Zinara, Kommandantin dieser Station."

Sie trat einen halben Schritt zur Seite und deutete auf die El-Aurianerin. "Lieutenant Enji Rian, Sicherheitschefin. Deep Space Nine ist kein militärischer Sicherheitsbereich, dennoch ist Kriminalität insgesamt selten und Gewalt kommt fast nie vor. Sie können sich an Bord frei bewegen und die gesamte Besatzung wurde angewiesen, Ihnen auf Anfrage jede gewünschte Hilfestellung zu gewähren."

Die Betazoidin lächelte die Delegation an. Sie wußte so gut wie nichts über ihre Besucher, sie hatte kein Dossier erhalten und man hatte ihr nur mitgeteilt, sie sollte die Delegation mit allen diplomatischen Ehren empfangen. Trotzdem wollte sie nicht allzu stocksteif auftreten, zu stramm ein Protokoll zu verfolgen sorgte meist nur dafür, daß man sie für unehrlich und aufgesetzt freundlich hielt.

"Ist es in dem Universenübergangstunnel", fragte Calidhris - sie liebte lange, zusammengesetzte Hauptwörter, "sehr windig?"

"Freut mich, Sie kennenzulernen, Captain Zinara." Begann Jerik mit einem weiteren (dieses Mal aber knapper ausfallenden) Nicken, und blickte kurz in die Richtung, in welche Zinara deutete und nickte auch Lieutanant Rian begrüssend zu.
Seine Blicke kurz etwas weiter schweifen lassend besah er sich auch die übrigen Anwesenden - und das waren nicht wenig.
Derartige Empfänge bei Portalinstallationen waren - Soweit er dies auf den Aufzeichnungen, mittels welcher er sich vorbereitet hatte - offenbar nicht die Norm.
Für gewöhnlich kam man in einen noch hermetisch abgerigelten Bereich voller kauziger Wissenschaftler, welche sich selbst noch uneins waren, ob und wie man diese Technologie schlussendlich verantworten konnte, während sich durch Abwesenheit glänzende Regierungsvertreter bereits die kühnsten Handelspläne zurchtgelegt hatten.
Im Schnitt brauchten neue Allianzwelchen selbst nach Kontaktaufnahme und Integration noch mindestens einige Momate um dieses gewisse Selbstverständnis und eine selbstbewusste Offenheit im Umgang mit derlei zu entwickeln.
Dieser Empfang hier war ungewohnt... Feilerlich. Und Jerik gefiel das.

Kurz mit seinen Begleitern blicke austauschend sprach er schliesslich weiter.
"Das hier sind meine Fachmänner für alle Eventualitäten. Mr. O'leary, welcher sich auf die wissenschaftlichen und technologishen Grundlagen des multiversalen Reisens spezialisiert hat, Mrs. Veena, welche als meine diplomatische Beraterin fungiert, sowie Lt. Greyston, welche für die Suicherheit aller Beteiligten zuständig sein wird."
Er deutete beim Vorstellen auf die jeweilige person ehe er wieder Captain Zinara anblickte und fragend eine Augenbraue hob.
"Windig? Nun, eigentlich nicht.
Die Passage ist praktisch weder sichtbar, noch spürbar.
Viele Stellen sich das ganze irrtümlicherweise wie einen Flug durch den Hyperraum vor, Tatsache ist jedoch, dass wir temporäre Überlappungen zwischen den Realitäten erzeugen, wenn ich es denn so nennen dürfte..." Er tauschte kurz entschuldigende Blicke mit Adrian O'Leary aus, welcher ihm mit einem kurzen Nicken bestätigte, dass man es durchaus so hätte ausdrücken können.
"...es ist, als würden Sie durch eine geöffnete Tür spazieren." Setzte er schliesslich hinzu und verschränkte die Arme hinter dem Rücken.

Calidhris lächelte. "Das klingt, als ob ich es tatsächlich mal gefahrlos ausprobieren könnte." Natürlich konnte sie momentan die Station noch nicht verlassen, schließlich trug sie hier die Verantwortung (Kisten schleppen durften andere).

"Ich habe einen kleinen, formlosen Empfang vorbereiten lassen, damit wir alle Gelegenheit bekommen, uns kennen zu lernen." Natürlich war ein 'formloser Empfang' für Calidhris immer noch eine Veranstaltung in Ausgehuniform oder Abendgarderobe in der Offiziersmesse der Station, es wäre ihr nie in den Sinn gekommen, etwas derartiges in Quark's Bar oder andernorts auf dem Promenadendeck abzuhalten.

"Wenn wir diesen Raum verlassen begeben wir uns in einen öffentlich zugänglichen Teil der Station", erklärte sie weiter. "Zwar sind Informationen über das Bestehen des Portals und die Möglichkeit auf Besucher aus anderen Realitäten zu treffen jedermann frei zugänglich, trotzdem möchte ich Sie bitten, neugierige und prüfende Blicke nicht persönlich zu nehmen. Allerdings haben wir zur Zeit Vertreter von etwa vierzig verschiedenen Kulturen an Bord, weshalb Sie im Großen und Ganzen nicht besonders auffallen dürften."

Natürlich war Calidhris neugierig und hätte zu gerne ihre telepathischen Fähigkeiten genutzt, um einen besseren Eindruck von ihren Gästen zu bekommen. Sie war allerdings zu vorsichtig, um tatsächlich in den Geist eines der Besucher vorzudringen, denn sie konnte nicht wissen, ob sie dabei eventuell bemerkt würde. Daher beschränkte sie sich auf die Gedanken und Emotionen, die ihr quasi entgegen geworfen wurden. Zumindest wußte sie so, daß sie keine feindseligen Absichten zu befürchten hatte.

Jerik nickte, und bedachte Captain Zinara eines höflichen Grinsers.
"Nur keine Bange, wir Makoscouts sind für gewöhnlich auf derlei recht gut vorbereitet.
Aber es freut mich dennoch zu hören, dass in dieser Welt ebenfalls die Multikultur floriert, das wird die Dinge vor allem für Sie erheblich erleichtern und hoffentlich möglichst angenehm gestalten."

Zinara folgend war Jerik bereits gespannt, wie man sich in dieser Welt einen formlosen kleinen Empfang vorzustellen hatte, wenn so wie das Vorangegengene schon die Begrüssung am Portal ausfiel...
Von Festlichkeit bis hin zur multikulturellen Orgie konnte Jerik sich so einiges vorstellen, und die Aussicht darauf war gewiss nicht die schlechteste...
Mit einem neckischen Grinsen wechselte er Blicke mit seinen Begleitern, wobei Veena lediglich mit einem hoffnungslosen Seufzer die Augen verdrehte.

Also wirklich... Natürlich waren sie hier um zu arbeiten, aber es behauptete doch keiner, dass man seine Arbeit nicht geniessen, und in ihr aufgehen konnte.
Seine diplomatische Beraterin mochte weise sein, doch sie hatte noch einiges zu lernen...

"...Ich bin neugierig..." Begann er nun wieder, und holte einige Trippelschritte machend zu Zinara auf.
"Wird es uns gestattet sein, uns nach dem Empfang hier frei zu bewegen, Station und Leute kennenzulernen, und uns ein Bild über das Angebot an einheimischer Kunst und Kultur machen zu können?"
Er blickte von rechts auf links und deutete auf einige kleine Nischen und Lokale des Promenadendecks, welche bereits mehr als vielversprechend für Jerik's Neugierde wirkten.

"Ja, natürlich", erwiderte Calidhris. "Ich würde aber empfehlen, zuerst das Pamphlet zu lesen, das wir Neuankömmlingen zukommen lassen." Sie deutete auf das sich zufällig gerade öffnende Wurmloch, das durch ein Fenster auf dem oberen Promenadendeck zu sehen war.

"Dank eines langsam stabiler werdenden Friedens zwischen uns und dem Dominion, einer Zivilisation, die am anderen Ende dieses Wurmlochs existiert, haben wir es hier inzwischen wieder häufiger mit Gästen aus etwa 65.000 Lichtjahren Entfernung zu tun, die unsere Gesetze und gesellschaftlichen Konventionen nicht kennen, weil es bislang keinen oder nur wenig Kontakt zwischen unseren Zivilisationen gegeben hat. Wir haben daher eine Broschüre zusammengestellt, die die wichtigsten Dinge kurz zusammenfaßt, damit es möglichst wenige Schwierigkeiten mit Recht und Gesetz gibt."

Sie führte die Delegation über das Promenadendeck in Richtung der Luftschleuse, die zum Habitatring führte, wo sich die Offiziersmesse befand. "Diese Station ist nicht nur ein Handelsposten sondern auch ein Zentrum für diplomatische Konferenzen. Wir haben hier Besucher aus allen Teilen der bekannten Galaxis und befinden uns auch logistisch an einem zentralen Ort, von dem aus die meisten Reiche und anderen Hoheitsgebiete gut erreichbar sind. Deep Space Nine war der wichtigste Schauplatz im letzten großen Krieg, der in diesem Teil der Galaxie stattgefunden hat und heute wird die Station vor allem auch als Chance verstanden, sich mit anderen auszutauschen. Deshalb wurde entschieden, das Portal hier zu errichten."

Jerik nickte Captain Zinara gelehrig zu.
Was sie bis dato üer ihre Station erzählte erinnerte ihn verdächtig an jene Station auf welcher das Portal in seiner eigenen Welt installiert worden war.
Er liebte diese irrwitzigen kleinen kosmischen Kausalitäten, und war bereits auf die angekündigte Informationsbroschüre gespannt.
"Ich denke, das lässt sich alles sehr einfach realisieren." Sprach er - Noch immer neben Zinara herlaufend. "Uns ein Bild Ihrer Gesellschaft zu machen, welches über eine politische Beurteilung hinausgeht ist Teil unserer Aufgabe.
Ein so grosser Verbund an Welten und ein so abwechslungsreich besuchter Vorposten ist mit Sicherheit reich an den verschiedensten Kulturen, und Geschichte.
Wir hoffen, dass wir über die Zeit viele Aspekte davon werden einfangen können."
Er grinste kurz und wechselte beratende Blicke mit Veena, welche ihm einen ermutigenden Blick zu warf und ihm signalisierte, dass er sich - rein diplomatisch gesehen - auf dem richtige Weg befand.
"Ich denke, wenn sie die anfänglichen Woge erst einmal geglättet haben und der Hauptteil unserer Einareitungsphase erledigt ist, währe es vielleicht für Sie sehr interessant, auch einmal unsere Welt zu besuchen.
Wir würden uns freuen Ihnen im Gegenzug auch einmal unsere Gastfreundlichkeit zukommen lassen zu können, und ich kann mir gut vorstellen, dass es Ihnen durchaus gefallen könnte."

Enji für ihren Teil lief schweigend (und inzwischen nur noch von zweien ihrer Männer begleitet) hinter der Gruppe her und folgte aufmerksam der Unterhaltung von Captain Zinara und Mr. Atraxi.
Irgendwie machten Personen, die von sich selbst im Plural sprachen sie aus unerfindlichen gründen nervös, aber ansonsten machten Atraxi und seine Leute eigentlich einen ganz ordentlichen Eindruck.
Als der Pulk an Leuten die Luftschleuse passierte ergatterte sie einen genaueren Blick auf Atraxi's Begleiter.
Interessante Leute, und keiner von ihnen wirkte so, wie sie selbst sich einen Besucher aus einem "Anderen Universum" vorgestellt hätte.
Seit sie sich damals mit den Berichten über das "Spiegeluniversum" befasst hatte war ihre Vorstellung von Wesen aus einem anderen Universum unweigerlich von majestätischen rosanen schwebenden Gaswolken zu heruntergekommenen Widerstandskämpfern und Leuten in bauchfreien Oberteilen verkümmert.
Nun war sie froh und dankbar, dass es da draussen ganz ofenbar doch auch Universen gab, die im Grossen und Ganzen einen vernünftigen Eindruck machten - vernünftig genug, dass selbst der Föderationsrat einer Mitgliedschaft in dieser "Allianz" (unter welcher Enji sich aktuell noch nicht allzu viel vorstellen konnte) zugestimt hatte.
Kurz erwiederte einer von Atraxi's Begleitern - Der Mann namens Adrian O'Leary - ihre neugierigen Blicke, was Enji dazu veranlasste, wieder nach Vorne zu blicken.
Sie wollte keineswegs wirken, als würde sie diese leute wie Freaks anstarren. (Selbst, wenn sie per Definition welche waren.)

"Das würde mich in der Tat interessieren", stimmte Calidhris zu. "Zunächst aber werde ich als Kommandantin dieser Station hier vor Ort bleiben müssen, zumindest so lange, bis eine gewisse Routine eingekehrt ist."

Nach einer kurzen Redepause, die den Wechsel im Thema ankündigen sollte, fuhr sie fort, "Ich selbst habe meine Karriere als Historikerin und Psychologin begonnen, eine Kombination, die sich vor allem für die Studie von Religions- und Gesselschaftsgeschichte eignet. Wenn Sie über unsere Geschichte etwas in Erfahrung bringen möchten empfehle ich Ihnen, über Subraumkommunikation auf die Staatsarchive der Gründungswelten der Föderation zuzugreifen, dort können Sie direkt in die Quellen schauen."

"Das Problem heutzutage ist die ungefilterte Informationsflut im Subraumcomnet. Jeder kann beliebig viele Daten einstellen, und behaupten was ihm oder ihr gerade in den Sinn kommt. Dort wetteifern Verschwörungstheorien und wilde Vermutungen, sogar Überbleibsel religiöser Verehrungen aus den dunklen Zeitaltern der Mitgliedswelten, mit wissenschaftlich seriös erarbeiteten Daten, ohne daß es dem Laien möglich ist, den Unterschied festzustellen. Erst ein Blick in die Archive ermöglicht es da, Klarheit zu schaffen. Zum Glück sind inzwischen fast alle historischen Dokumente digitalisiert und übersetzt, so daß der Stationscomputer Ihnen bei der Suche helfen kann."

Calidhris war sich bewußt, daß sie nicht nur positive Dinge über ihre Gesellschaft verbreitet hatte, indem sie ihrem Gast diese Informationen an die Hand gegeben hatte. Natürlich mußte er sich nun fragen, weshalb Calidhris es für nötig hielt, daß er sein Vertrauen auf staatlich bevorratete Informationssysteme stützen sollte, anstatt auf die freie Meinungsäußerung der Bürger, aber Calidhris wußte auch, daß es diese freie Meinungsäußerung in den meisten politischen Systemen gar nicht gab, und daß mit dieser Freiheit auch eine Verantwortung und eine Notwendigkeit des bewußten Umgangs mit den daraus hervorgehenden Informationen verbunden war. Dies wollte sie Jerik an die Hand geben, ohne ihn der Unwissenheit in Bezug auf diese Dinge zu beschuldigen, denn selbst wenn sie wüßte, daß er keine Ahnung hatte, dürfte sie es ihm kaum ins Gesicht sagen.

[OOC: Dieser Text ist in Zusammenarbeit zwischen June und mir über Skype entstanden, daher die leicht andere Formatierung.]

Jerik bedachte Zinara eines nachdenklichen Blickes. "Es gibt in jeder Kultur gewisse Aspekte auf die man nicht stolz ist. Das ist in meinem eigenen Universum ebenso wie auf dem Planeten von dem ich entstamme. Ich würde aber sagen, daß man sich dieser Fehler nicht schämen soll, man sollte nur versuchen, sie nicht zu wiederholen."

Kurz wechselte er beratende Blicke mit Adrian und Veena und murmelte leise, mehr zu sich selbst als zu Zinara, "Obwohl, wenn ich es recht bedenke ist das einzige, was wir aus der Geschichte gelernt haben, daß wir niemals aus ihr lernen."


Adrian, welcher soeben noch abgelenkt von den Blicken des einheimischen Sicherheitsoffiziers war, wandte sich nun kurzer Hand Jerik Atraxi zu. "Wenn Sie wünschen, Sir, werde ich einige Recherchen über die stationsrelevante Vergangenheit dieser Welt anstellen." Eigentlich fiel dies nicht in Adrians ursprüngliches Aufgabengebiet, aber er konnte nicht verleugnen, daß er ein gewisses persönliches Interesse daran hatte, wie diese Welt aussah und wie sie zu dem geworden war, was sie nun war.


Jerik nickte Adrian höflich zu und meinte lediglich, "Das klingt nach einer ausgezeichneten Idee", wandte sich dann zu Zinara und führte fort, "Finden Sie nicht auch, Captain?"


Sally Greyston verschränkte die Arme hinter dem Rücken. Sie hatte sich noch nicht so richtig in das Universum eingefunden, was vor allem daran lag, daß ihr dieses Universum bis dato vollkommen unbekannt war. Dennoch erkannte sie die Sinnhaftigkeit in Adrians Ausführungen und pflichtete ihm bei. "Nun, ich denke, daß das der Völkerverständigung durchaus weiterhelfen würde, wenn auch ich persönlich einen Stationsrundgang bevorzugen würde."


Jerik zog eine Augenbraue hoch und blickte zwischen Zinara und Sally hin und her, eher seine Blicke schließlich auf Sally hängen blieben. "Nun, Lieutenant, ich bin mir sicher, daß dies in unserem Einführungsprogramm noch vorgesehen ist..." und sah dann wieder zu Zinara. "Oder nicht?"


Calidhris nickte bestätigend zu Jerik und lächelte. "Ich arbeite gern direkt mit Ihnen zusammen, wenn Sie dies wünschen, Mister O'Leary. Ich habe so einige Erfahrungen mit Cardassianern gemacht, das sind die Erbauer dieser Station, und ich kann deren Sprache und die der Bajoraner zumindest lesen. Sie werden Zugang zu Quellen in beiden Sprachen brauchen, um diese Aufgabe bewältigen zu können."

Die kleine Gruppe kam in der Offiziersmesse an, in der Quark bereits eine große Auswahl an Speisen bereitgestellt hatte, die den Gästen einen möglichst breit gefächerten Eindruck der kulinarischen Kostbarkeiten der Föderationswelten geben sollte.


“Ah, unsere werten Gäste aus den Paralleluniversen”, grüßte Quark mit einem Lächeln. "Ich hoffe es gibt dort wo Sie herkommen eine Menge Latinum."


"Quark, eine passende Währung zu finden steht sicher nicht ganz oben auf der Liste unserer Prioritäten", erwiderte Calidhris. Sie fand Quark bisweilen zwar ganz nützlich, aktuell aber vor allem nervenaufreibend.


O'Leary und Sally blickten sich nachdenklich an. "Also in der Welt, der ich entstamme, ist Latinum ein Grad, den man erreicht, wenn man genügend Latein gelernt hat."


Sally grinste schief und meinte. "Naja, für mich hört es sich am ehesten an wie irgendein Element."


Enji räusperte sich kurz und trat dann an die beiden heran. "Nun, seien Sie sich gewiß, in dieser Welt ist Latinum auch ein Element. Ein Element, das so ziemlich alles am Leben erhält." Nun gut, am Leben erhalten war vielleicht doch etwas übertrieben, aber man konnte sagen was man wollte, Latinum regierte die Welt.


Sally blickte Enji kurz an und murmelte dann zu sich selbst, "Währungsmittel, wie rückständig."


Nun schaltete sich auch Veena ein. "Wenn on Narn, do as the Narn do. Wir sind hier auf ihrer Welt und wir sind hier zu Gast und ich denke nicht, daß es erforderlich ist, daß wir die Organisation und Prinzipien dieser Welt öffentlich in Frage stellen oder lächerlich machen." Sie bedachte vor allem Sally eines scharfen Blickes und hob mahnend ihre Hand, ehe sie sich dann wieder Enji zuwand. "Ich entschuldige mich für das taktisch grobe Verhalten meiner Begleiter, Ma'am, aber Sie müssen wissen, daß eigentlich Jerik Atraxi derjenige ist, der für diese Art von multiversalen Aufträgen ausgebildet wurde. Wir drei stellen lediglich seine Berater und der Gedanke, in ein fremdes Universum zu reisen, war uns bis vor wenigen Wochen selbst noch neu, was mit Sicherheit ein gewisses Maß an Unbeholfenheit und Übermut erklären dürfte."


Jerik verdrehte mit einem Schmunzeln die Augen. Er verstand nicht ganz, was sie am Betragen der beiden als schlecht empfand, immerhin waren alle in diesem Universum hier erwachsen und die Sicherheitschefin mit der faszinierenden Frisur war mit Sicherheit selbständig und erwachsen genug, um eine derartige Meinungsäußerung verkraften zu können.


Auf die Sicherheitschefin mochte das sicher zutreffen, aber da war ja noch Quark. Er räusperte sich. "Was heißt hier eigentlich rückständig? Es ist die zivilisierteste Art und Weise, eine Motivationsgrundlage zu schaffen... mit einer Währung erhält jeder genau das, was ihm gemäß seiner Leistung für die Gesellschaft zusteht. Sie verhindert Skaverei und Eroberungsfeldzüge - warum um etwas Blut vergießen, was man auch kaufen kann?"


"Ach Quark, nicht alle Gesellschaften brauchen zur Motivation materielle Vergütungen", erwiderte Calidhris. "Obwohl ich zugeben muß, manchmal sind sie ganz angenehm." Sie verdiente sich ja selbst mit ihrem Hobby einige Credits dazu, um sich ihren aufwendigen Lebensstil vor allem in Bezug auf Luxusspeisen und -getränke leisten zu können und dürfte daher eigentlich gar nicht allzu viel Kritik äußern. Dennoch wollte sie dies nicht zum Streit eskalieren lassen. Immerhin hoffte sie so, beide Seiten zufrieden stellen zu können.

Sie wandte sich an ihre Gäste und beschrieb kurz und knapp die verschiedenen Speisen und Getränke, die Quark aufgeboten hatte. Sie hatte Sorge getragen, nicht allzu hochprozenzigen Alkohol zu servieren - ihrer Erfahrung nach war romulanisches Ale bei diplomatischen Empfängen einem reibungslosen Ablauf nicht gerade zuträglich - aber dafür befand sich eine Menge anderer exotischer Getränke auf der festlichen Tafel.

"Bitte setzen Sie sich doch, und erzählen Sie mir doch auch etwas von Ihrer Welt", bat Calidhris.

Jerik und seine Begleiter setzten sich, der Einladung höflich nachkommend.
Während Veena und Sally damit beschäftigt waren die diversen zuvor vorgestellten Speisen genauer in Augenschein zu nehmen wechselte Adrian erneut Blicke mit der Sicherheitschefin, sowie mit dem Mann, der ihnen als Quark vorgestellt worden war.

Jerik faltete die Hände vor sich auf dem Tisch zusammen und überlegte einige Sekunden, wie man einem Gegenüber die Essenz einer Allianzwelt kurz und knapp darbieten konnte, ohne dass es sich unweigerlich in eine quälende langatmige Auflistung geschichtlicher Daten verwandelte.
Nur zu gut erinnerte Jerik sich daran wie er selbst als reichlich ungeduldige Person diese Angewohnheit stes bei seinen novanischen Lehrern als äusserst nervtötend empfunden hatte.
Kurz schoss ihm sein Ethiklehrer in den Kopf. Ein wunderbares Wesen zweifels ohne, but he just kept talking, in one, long, incredibly unbroken sentence, moving from topic to topic,
so that no one had the chance to interrupt. It was really quite hypnotic...
Mit einem Kopfschütteln diesen Anflug von mentaler Poesie aus seinem Bewusstsein verdrängend bedachte er Zinara eines höflichen Lächelns.
"Nun, meine Welt ist Ihrer erstaunlicherweise recht ähnlich. Ich sage erstaunlich, da Stufe 2 Kulturen statistisch gesehen noch recht selten sind.
In meinem Universum haben es in den letzten Jahren einige namenhafter politische Umstürze stattgefunden, bei welchen sich nicht unbedingt immer jede einzelne Welt mit besonders viel Ruhm bekleckert hat..." Seine eigene beispielsweise...
"...Dennoch versuchen wir immer wieder unablässig, uns zusammenzuraufen und ironischerweise gelingt uns das nie besser, als wenn wir uns gemeinsam gegen übermächtige Gegner zusammentun.
Meine Welt ist - Wie auch Ihne - Noch ganz am Afang ihrer multiversalen Koexistenz. Zu dem Ueitpunkt als ich ausfndig gemacht worden und zum Makoscout ausgebildet worden war, war sie noch isoliert.
Sehr langsam beginnen die ersten zaghaften Annäherungsversuche mit der Zentralwelt, aber aktuelle Allianz in meiner Ursprungswelt will nichts überstürzen."
Was wohl unter anderem daran liegen mochte, dass die Cetauri für Verfahrensfragen kein Stimmrecht mehr besassen und die sonst so quirligen und enthusiastischen Menschen sich mehr und mehr den Minbari anzugleichen schienen... Nunja, sei's drum. Wie für sein Universum üblich würden sich die Dinge schlussendlich - selbst nach einer konfusen Phase - genau so richten, wie sie zu sein hatten.
"Wenn Sie es wünschen kann ich Sie gerne einmal in meine Welt mitnehmen.
Ironischerweise ist das Portal dort auf einer Station errichtet, deren Sinn und Zweck Deep Space Nine nicht ganz unähnlich ist..."

"Ist diese Station auch ein Knotenpunkt zwishen verschiedenen politischen Lagern? Ein Knotenpunkt der interstellaten Politik, durch dessen strategische Lage sich sogar Kriege entscheiden?"

Calidhris war von der Erklärung nicht ganz zufriedengestellt worden, konnte sich aber zumindest ein grobes Bild von der Situation machen.

"Ich freue mich schon jetzt auf einen Besuch." Calidhris fühlte sich wieder von Abenteuerlust erfasst, ein Gefühl, dass sie so das letzte Mal vor Ausbruch des Krieges verspürt hatte. Sie sah einer Gelegenheit entgegen, eine Welt zu besuchen, die sich von ihrer eigenen stark unterschied, in der aber trotzdem zumindest eine Sprache gesprochen wurde, die sie selbst beherrschte. Die Bedingungen konnten also kaum besser sein. Calidhris erlaubte sich einen Moment des Tagtraums, der sich äußerlich vor allem durch ein verträumtes Lächeln verriet. "Ich möchte aber zuerst etwas über die dort geltenden Gesetze erfahren, so weit sie für einen Besucher relevant sind. Ich möchte nur ungern in einer fremden Arrestzelle landen."

Calishris aß selbst etwas, auch wenn sie die Größe der Portion begrenzte, denn sie hatte in den letzten Wochen durch den körperlich ruhigen Dienst etwas zugelegt, so daß ihre Uniform an einigen Stellen bereits etwas eng wurde. Noch füllte sie ihre Uniform an den richtigen Stellen aus, doch sollte sich das nicht ändern, und diese Gefahr bestand auch deswegen, weil sie inzwischen über 40 war.

Die Betazoidin nahm einen Schluck Kaffee. "Ich hoffe, Sie und Ihr Stab wird mir etwaige Wünsche mitteilen. Ich möchte Ihren Aufenthalt hier so angenehm und auch lehrreich wie möglich gestalten. Es gibt hier auf der Station viele und stets wechselnde Kulturen, nicht alle sind ungefährlich, einige sind kriegerischer Natur. Wenn Sie es wünschen, werde ich Ihnen stets ein Sicherheitsteam zur Seite stellen."

"Ja, ganz recht."
Bestätigte Jerik it einem fast schon diebisch amüsiertem Grinsen.
Offenbar fand auch Miss Zinara diese Begebenheit recht amüsant, denn er konnte beobachten, wie sie in sein seliges, irgendwie beinahe kindlich niedliches Lächeln verfiel.
"Ich denke, ich werde es Ihnen da gleichtun, und zu gegebener Zeit eine kleine Sammlung an Inforationen vorbereiten, aber ich kann Sie beruhigen: Bei uns gibt es wenig abstruse Regeln zu befolgen.
...Ausser vielleicht dieser Stationsklausel mit der Quarantänezeit für Nahrungsmittel... Aber nun ja, sei's drum."

Auf das Angebot ihnen den Aufethalt so angenehm wie möglich zu gestalte hin wechselte Jerik beratende Blicke mit seinem Team.
Eine Phase der Stille in der alle vier einader lediglich beratend ansahen folge den individuellen Gesten der Zustimmung von Jerik's Begleitern, welcher sich daraufhin wieder zu Zinara umdrehte, und einen angedeuteten höflichen Knicks tat.
"Wir danken Ihnen, 'Ma'am.
Aber ich denke eine Eskorte wird unnötig werde, wir haben ja bereits eine zur Seite gestellt bekommen." Er wies mit einer Geste auf Sally Greyston, welche daraufhin dem Captain kurz zunickte.
"...Es seidenn es ist erwüscht, oder entspricht Ihrem hiesigen Protokoll.
Es ist natürlich nicht unsere Absicht, in Ihre Abläufe einzugreifen oder bestehende Vorschriften zu umgehen."

Enji für ihren Teil wusste nicht so recht, ob sie darüber erfreut oder enttäuscht sein sollte.
Natürlich ging sie nicht davon aus, dass Jerik und Konsorten vorsätzlich würden Schaden anrichten wollen - Umsomehr, da sie rausgehört hatte, dass sie ganz offenbar für derartige Zusammentrefen gründlich ausgebildet wurden.
Sie waren - Wie jerik selbst es vermutlich ausgedrückt hätte - allesamt erwachsen.
Dennoch sagte ihr ihr Instinkt, dass es für alle Eventualitäten sicher klüger war.
Es war nicht nur die Frage, ob die vier Besucher schaden anrichten können würde, sondern auch die, ob jemand (Gerade spezielle Zivilisten die ihr durch den Kopf schossen) den multiversalen Besuchern vielleicht komisch kam, und/oder versuchen könnte deren Geduld zu provozieren.
(Und das letzte was Enji wollte war eine politische Eskallation aufgrund irgendeiner lapalie die sie gegebenenfalls hätte verhindern können.)
"Wenn erwünscht kann ich ihnen einen meiner Leute zuteilen - Es muss ja nicht gleich eine ganze Eskorte sein, aber vielleicht könnte sich ein Gesicht dass die Station kent als nützlich erweisen."
Kurz blickte sie zu Captain Zinara, denn schlussendlich war dies ihre Entscheidung und nicht die ihrer Gäste.

Calidhris nickte zu Enji. "Ich denke für die ersten paar Tage wäre das besser", entschied sie schließlich. "Eine Balance zwischen der Notwendigkeit Ihrer persönlichen Sicherheit auf der einen Seite und dem Bedürfnis einer ungehemmten Beobachtung auf der anderen Seite."

Natürlich war sich Calidhris der Tatsache bewußt, daß Gäste, die ständig nur unter Aufsicht der Stationssicherheit standen, sich nicht wirklich frei fühlten, und daß sie, selbst wenn von offizieller Seite kein Versuch der Verschleierung unternommen wurde, niemals das Gefühl hätten, die ungefilterte Wahrheit zu sehen, was nicht zuletzt auch daran lag, daß sich die Zivilisten an Bord anders verhielten, wenn ein Mitglied der Sicherheit zugegen war.

Auch diese Gedanken wollte Calidhris nicht offen aussprechen, aber sie ging davon aus, daß sie sie hinreichend angedeutet hatte, daß Jerik ihr Anliegen verstand. Auf diese Weise war sicher dem Protokoll genüge getan, und sollte tatsächlich ein kleinerer Vorfall passieren dann konnte sie gegenüber ihren Vorgesetzten hinreichend begründen, weshalb sie nicht den Weg maximaler Sicherheit gegangen war (den manche Admiräle erwarteten, vor allem jene, aus dem aktiven Dienst stammten, üblicherweise also den kompetenteren Teil der Führungsebene stellten, dafür aber wenig politischen Scharfsinn besaßen).

Calidhris dachte einen Moment lang darüber nach, ob es sinnvoll wäre, ihren Gästen auch die Defiant zu zeigen. Strenggenommen gehört die Defiant nicht zur Station selbst, und sie war auch lediglich militärischem Personal zugänglich, aber war es sinnvoll, ihren Gästen diese auch nach fast fünfzehn Jahren noch immer schlagkräftige Waffe, eines der muskelbepacktesten Schiffe der Sternenflotte, vorzuenthalten? Irgendwann würden sie das Schiff ohnehin sehen und Fragen stellen, sich dann wundern, weshalb es keine Erwähnung gefunden hatte. Andererseits, und das könnte mindestens genauso problematisch werden, wollte sie auch nicht den Eindruck erwecken, daß es bei der Sternenflotte üblich war, zuerst mit den militärischen Fähigkeiten zu protzen. Sie wollte nicht, daß eine an sich rein informative Geste als aggressiv interpretiert wurde, so etwas hatte schon Kriege ausgelöst (auch wenn sie die Gefahr in diesem Moment nicht ganz so stark sah).


Sie wollte gerade zu neuen Ausführungen über weitere Besonderheiten der Station ansetzen als Quark das Wort erhob. Nun, da er mit dem Bereitstellen der Getränke fertig war, wollte er natürlich seinen Teil der Begrüßung loswerden.

"Während wie hier einmal so gemütlich versammelt sind", begann der Ferengi, "möchte auch ich Sie im Namen der Vereinigung der Händler des Promenadendecks willkommen heißen." Er hatte nicht an der Tafel Platz genommen, denn Calidhris hatte ihn nicht als Gast geladen.

"Ich bin Quark", stellte er sich vor. "Ich führe ein bescheidenes Etablissement, eine Oase der Sinnlichkeit und ein Tempel der Freude, Quark's Bar. Als unsere ersten Gäste nicht nur aus einem weit entfernten Teil unserer eigenen Galaxis sondern sogar aus einer fremden Welt möchte ich Sie in meine Bar einladen. Das erste Getränk und die erste Stunde in einer meiner Holosuiten geht auf's Haus, als kleines Willkommensgeschenk."

Früher hätte Quark noch einen Dabo-Gutschein draufgelegt, aber bittere Erfahrung hatte ihm gezeigt, daß viele potentielle neue Kunden diesen nur einsetzten, um eine schnelle Chance auf den großen Gewinn am Dabotisch zu haben (was ihnen zu seinem Leidwesen auch manchmal gelang), die wenigsten sich aber zu regulären Kunden entwickelten, so daß sich diese Investition schließlich nicht lohnte. Außerdem hatten diese Gäste bereits angedeutet, daß sie nicht über Latinum verfügten, und die Sternenflotte kam zwar für die Rechnung der Holosuiten und Getränke auf, Glücksspiel war jedoch nur toleriert, nicht sanktioniert.

Szenenwechsel

Nachdem der Empfang beendet war, hatte sich Calidhris in ihr Büro zurückgezogen und es anderen überlassen, eine Führung der Station durchzuführen, sofern es die delegierten denn wünschten. Sie selbst hatte einige andere Dinge zu erledigen, um die laufenden Geschäfte der Station nicht zu vernachlässigen.

Bevor sie schließlich ins Bett ging hinterließ sie noch eine Nachricht für Adrian O'Leary, die ihn für den morgigen Tag in ihr Büro einlud, damit sie ihm die notwendigen Ressourcen für seine Nachforschungen zur Verfügung stellen konnte.


Am anderen Tag war Calidhris wieder früh in ihrem Büro, anderthalb Stunden vor Beginn der Alphaschicht. Auf diese Weise konnte sie den letzten administrativen Quatsch erledigen, der ihr hier leider aufgebürdet wurde.

Sie hatte darüber hinaus den kleinen Tisch vor dem Sofa mit einem Kaffeeservice dekoriert, denn sie wollte sich mit O'Leary auf eine weniger steife, offizielle Art und Weise zusammensetzen. Zu diesem Zweck hatte sie das eingerahmte Symbol der psychologischen Abteilung der Sternenflotte, ein Starfleet-Delta mit dem griechischen Buchstaben Psi darin, vom Kaffeetisch auf ihren Schreibtisch befördert, so daß es beim Betreten des Raums in vollem Glanz sichtbar war.

Adrian war es nicht gewohnt, Einladungen von anderen zu bekommen. Insbesondere nicht um diese Uhrzeit, von unverschämt gut aussehenden Frauen die auch noch Kommandant dieser Einrichtung waren...
Nicht 100% sicher auf was diese Einladung hinauslaufen würde nahm er sich den Rest des Nachmittages des kommenden Tages also frei, machte sich fertig, und setzte an, den etwas merkwürdig anmutenden Gang zur Stationskommandantin anzutreten. Nicht ohne von Veena eine weitere Lektion in Dos and Don'ts dieser Realität, sowie Baggertipps von Atraxi zu bekommen...
Kurzum, die beiden waren nicht unbedingt eine grosse Hilfe, wenn auch Adrian sich höflich bedankt hatte, bevor er sich auf den Weg machte.

Sich räuspernd und seine blaue Anzugjacke zurechtrückend betätigte er den Türsummer von Ms. Zinara's Büro (Nartürlich hätte er auch einfach hineingehen, oder durch die transparenten Teile der Tür hindurchstarren können, aber das hätte er irgendwie als zu respektlos und ungehobelt empfunden), und hoffte, dass er nicht zu früh eingetroffen war.

"Herein", sagte Calidhris automatisch, blickte dann auf und erhob sich, als sie die Identität ihres Gastes ausgemacht hatte. "Kommen Sie herein, Mister O'Leary", sagte sie lächelnd. Sie ging um den Schreibtisch herum und streckte zum Gruß ihre Hand aus. Sie hatte sich schon seit dem Empfang am Vortag auf dieses Zusammentreffen gefreut, und auch als Nicht-Telepath konnte man ihr diese freudige Erregung durchaus anmerken.

Der leichte Duft von frischem Kaffee lag im Raum, und zwar nicht diese replizierte Plörre, Calidhris hatte tatsächlich frischen Kaffee... machen lassen, von Quark. Wozu hatte man schließlich diese Nervensäge von Ferengi an Bord? Wenn er nicht selbst von Commander Kira, kurz nach Ende des Krieges, in einem Geheimdokument, das von Kommandant zu Kommandant der Station weitergereicht wurde, gelobt worden wäre für seinen Einsatz für die Sache, immer dann wenn die Kacke so richtig am Dampfen war, dann hätte Calidhris schon längst versucht, ihn loszuwerden. So hingegen war sie nachsichtig mit ihm, er hatte es sich verdient, daß man ihm manchmal etwas durchgehen ließ.

"Ich freue mich, daß Sie den Weg zu mir hinauf gefunden haben", fuhr sie fort. "Ich habe schon eine Reihe von Daten zusammengestellt, die Sie vielleicht interessieren dürften, vor allem über die Erde, die, so weit ich das beurteilen kann, einzige Parallele zwischen unseren Universen."

Adrian trat zögerlich, aber nicht einer gewissen Neugierde entbehrend in das Büro der Stationskommandantin ein.
"Guten Tag, Ma'am." Sprach er höflich, und liess seinen Blick durch das Innere des Büros schweifen. Der bekömmliche Duft frischen Kaffees fand seinen Weg in Adrian's Nase und er nahm einen leichten Zug, gefolgt von einem latenten Grinsen, welches er jedoch alsbald wieder zugunsten seiner professionellen Erscheinung der Kommandantin gegenüber einstellte. Sein Blick blieb an dem kleinen Kaffeeservice hängen, welches in der Umgebung hier leicht anachronistisch wirkte. Offenbar war sie eine Frau mit interessantem geschmack und einer gewissen Liebe zum zelebrieren von menschlicher Grundbedürfnisse.
"Danke Ma'am. Vielen Dank für die Einladung." Antwortete er ihr, nahm neugierig das Padd an sich und warf einen Blick darauf. "Ich bin schon gespannt, zu verfolgen, in wie weit unsere Erden sich gleichen. Ich habe bereits einige Theorien darüber gelesen, ob und in wie weit der Planet Erde eine Art multiversalen Fixpunkt darstellt, und mich würde vor allem aber interessieren, in wie weit die Erden selbst vielleicht sogar von einander abweichen..."
Er warf der Kommandantin ein höfliches Nicken zu, und liess seine Blcike dann wieder durch den Raum wandern. Erneut blieb sein Blick bei etwas hängen, das ihm aus seiner eigenen Welt bekannt vorkam. Er meinte auf einer dekorativen Platte das Symbol des Psi-Corps zu erkennen, was ihn irritiert eine Augenbraue hochziehen liess.
Natürlich wusste er, dass es auf den terranisch-griechischen Buchstaben zurückführte, dennoch konnte er sich einbiger bizarrer Erinnerungen nicht erwehren...

Calidhris deutete auf ihre Sitzgruppe. "Wollen wir uns setzen?" bot sie an. "Ich habe für Kaffee gesorgt und wir können ein holoraphisches Display nutzen, um uns den Planeten Erde genauer anzuschauen. Ich habe selbst dort Geschichte und Psychologie studiert, vor meiner militärischen Laufbahn."

Sie nahm ein zweites PADD zur Hand und gab einige Kommandos ein, so daß über dem Kaffeetisch eine Miniatur des Planeten Erde auftauchte, sich geruhsam drehend und mit interessanten Wettersystemen. "Ein Livebild von der Erde, mit der üblichen Subraumkommunikationsverzögerung von etwa fünf Minuten."

Sie setzte sich und schenkte Kaffee ein, Milch und brauner Zucker standen bereit. "Ein hübscher Planet, größtenteils. Ich denke die Kontinente dürften größtenteils übereinstimmen? Vielleicht dieser Einschnitt quer durch Florida nicht..."

Etwas steif aber höflich setzte Adrian sich zu Ms. Zinara.
Sah er das richtig und sie wollte mit ihm... Erde gucken?!
"Nun, ich habe die Erde schon eine ganze weile lang nichtmehr aus dem Weltraum gesehen, wollen wir mal sehen, was noch so hängengebleieben ist." Sprach er doplomatisch auflockernd, und schenkte sich selbst ebenfalls eine Tasse kaffee ein. Wie hatte er dieses zeug die letzte Wochen vermisst.... Mit einem fast schon zu sehenden Grinsen nippte er an der tasse, bevor er sie wieder auf der Untertasse absetzte, und Ms. Zinara schliesslich beipflichtete.
"Sie haben Recht, Miss. Unser Florida sieht etwas anders aus. Zumindest seit ich das letzte mal einen Blick ausd dem Orbit geniessen konnte.
Ich bin erstaunt. Was hat Sie dazu angeregt, das gespräch mit mir zu suchen? Für gewöhnlich ist Mr. Atraxi der Sprecher unserer Delegation."

"Sie hatten angemerkt, daß Sie die kulturellen Besonderheiten dieses Universums untersuchen wollten, und als frühere Historikerin ist das für mich auch sehr spannend, vor allem der Vergleich, von dem aus Sie ausgehen werden." Sie gab währenddessen Milch und Zucker hinzu. "Das wollte ich dann gern persönlich in Angriff nehmen, und wenn wir mal ehrlich sind, aus einer einfachen Auflistung der historischen Ereignisse wird man nicht wirklich schlau, wenn man sich für gesellschaftliche Entwicklungen und kulturelle Besonderheiten interessiert."

Sie zoomte an einen Teil der Erde näher heran, die Sahara. "Einer der wichtigsten Schritte der Menschheit hin zu einer stabilen und wohlhabenden Zukunft finden wir hier", erklärte sie, während auf dem Hologramm riesige Solarkraftwerke sichtbar wurden, die die ansonsten nicht nutzbare Wüste zu einem Hauptenergielieferanten des Planeten machten. "Das war natürlich erst möglich, nachdem die Menschen nationale und religiöse Differenzen überwunden und im Großen und Ganzen beides einfach abgeschafft hatten."