Capital City

Skadi

In der Hauptstadt Terra Novas bewegte sich Skadi gerne in ihrer natürlichen Form. Dies konnte sie nur an wenigen Orten tun, ohne sofort aufzufallen und Reaktionen hervorzurufen, die sie üblicherweise nicht hervorrufen wollte. Hier kam niemand auf die Idee, vor ihr auf die Knie zu fallen und sie um einen Gefallen anzuflehen, obschon sie doch einige neugierige Blicke auf sich zog, dank der Nebelschwaden, die sie in der Wärme der Luft hinter sich her zog.

Sie war auf dem Weg in Richtung der Hero Academy, denn in der dortigen Bibliothek wollte sie Informationen nachsehen, die eine spezielle Parallelwelt betrafen, die sie nur zu gern einmal besuchen würde, wenn man ihr denn den Durchgang dorthin gestattete (denn bislang war sie nicht in der Lage, dies von sich aus zu tun). Sie hatte von einer Spezies gehört, die sich selbst als die Asgard bezeichneten, und die die Namen von Lebensformen aus ihrem eigenen Universum angenommen hatten. Skadi wußte, daß Gesichten über sie und andere nordische Gottheiten in vielen Universen existierten, jedoch schien es in vielen wirklich nur Geschichten zu geben, während die Wesen selbst nicht existierten. Diese Asgard jedoch waren offenbar real und Skadi wollte sie treffen, rein aus Neugierde heraus.

Sie bahnte sich den Weg durch die Straßen, da sie den Transporter nicht mochte, der aus einem anderen Universum heraus hier eingeführt wurde. Sie wollte ihre Moleküle nicht durch den Äther schicken lassen, sie vertraute dieser Technologie nicht. Außerdem gab es immer noch Bereiche der Stadt, die sie noch nicht gesehen hatte, und es gab nach wie vor interessante Spezies, denen sie bislang noch nicht begegnet war oder mit denen sie sich noch nicht hinreichend auseinandergesetzt hatte.

The Other, alias June hatte schon schlechtere Exkursionen hinter sich gehabt.
Drei Mal Bespin und zurück - Ein eigenartiger Planet, aber ganz nett anzusehen. Der Kandidat, den sie aufgespürt hatte, hatte sich beim näheren Beschauen jedoch nicht als potentieller Makoscout, sondern vielmehr als irgendein übermässig extrem machtsensitiver junger Mann herausgestellt, welcher in der dortigen Wolkenstadt gerade damit beschäftigt gewesen war mit seinem vermeintlichen Vater irgendwelche Familienangelegenheiten zu klären.
Worum es bei der Sache genau ging hatte The Other gar nicht mehr in Erfahrung gebracht - Sie hatte es lediglich als ausserordentlich übertrieben aggressiv empfunden, dass Familienmitglieder mit Lichtschwertern aufeinander losgingen...
Komische Welt... ... Zivilisiert waren die wohl auch nur auf dem Datapad.

Nachdem sie und ihr Kollege die Rückreise nach Terra Nova angetreten hatten, hatte The Other, beziehungsweise June sich dazu entschieden, in der Stadt vorher noch einige kleinere Besorgungen zu machen.
Sie brauchte dringend neue Kaffee-Karamell-Bonbons,und ferner hatte sie es geschafft vor zwei Tagen ihr Universalwerkzeug zu verlieren. (Es würde vermutlich ewig dauern, bis sie wieder ein neues finden würde, von den persönlichen Modifikationen nach ihrem Geschmack einmal ganz zu schweigen...)
Ruhig schlenderte sie daher durch die Stadt und klapperte einige kleinere Läden ab - Wie erwartet fand sie kein Universalwerkzeug, dafür waren aber die Kaffee-Karamell-Bonbons welche sie von einem Menschen an der Ecke erstand wirklich vorzüglich, und würden sie problemlos über die kommenden drei Unterrichtstage bringen.

Grade wollte sie beim Mandalorianer an der Ecke noch eine Kleinigkeit essen, als sie dieses vertraute, fast schon routinierte Gefühl vernahm: Die Manifestation eines Scouts ganz in ihrer Nähe.
Normalerweise war dies nichts ungewöhnliches - Die meisten Makoscouts konnten einander wahrnehmen, und wurden instinktiv von einander angezogen. Dieser hier fühlte sich jedoch... Äusserst frisch und neu an, was June's Aufmerksamkeit auf sich zog.
Die Gihaal-bestellung abwinkend drehte sie sich um und tat einige Schritte über den grossen Platz, welcher voller Leute war, welche ihr die Sicht nahmen - Doch ihre Augen hätte sie auch gar nicht benötigt um einen anderen Makoscout aufspüren zu können, was das anbetraf waren ganz andere Sinneswahrnehmungen im Spiel...

Schliesslich erspähte sie was sie suchte:
Eine junge (oder zumindest jung erscheinende) Person, deren Spezies June nicht eindeutig identifizieren konnte. Sie bewegte gerade eben quer über den Platz, und es umgaben sie Nebelschwaden, deren Existenz vom alleinigen Betrachten für June vorerst nicht viel Sinn ergaben.
Sich aufraffend lief sie daher schliesslich auf die andere Person zu, und liess ihr ein begrüssendes Nicken (Händeschütteln war bei den meisten Novanern eine eher unübliche Sitte) zukommen.
"Hallo. Sie wirken, als seien Sie auf der Suche, Lady." Sprach June locker, jedoch freundlich, und blickte zu der Frau hoch.

Skadi war stehen geblieben, bevor June sie angesprochen hatte. Irgendetwas war an June seltsam, dachte sich Skadi. Sie konnte das Gefühl nicht einordnen was sie bei dieser Frau hatte, doch immerhin war es nicht negativ. Mit der Vielzahl an exotischen Lebensformen die es hier gab wunderte es sie kaum, daß sie eigenartige Dinge verspürte, doch sie war sehrwohl daran interessiert, diesen Dingen auf die Spur zu kommen.

Sie wollte gerade auf June zugehen als diese von sich aus zu ihr kam und sie ansprach. "Ich habe nur diese Stadt erkundet, doch überkam mich gerade ein eigenartiges Gefühl, das ich nicht einordnen konnte", erwiderte sie. Für sie wahr Ehrlichkeit und Direktheit immer die bevorzugte Lösung.

Sie musterte die etwas kürzer gewachsene Frau. Sie machte auf sie den Eindruck, daß sie eine ganz gewöhnliche menschliche Frau war, modern gekleidet für ihre Maßstäbe, für sie sah es nach synthetischer Faser aus. Daran hatte sie sich inzwischen jedoch gewöhnt. "Ich bin Skadi", stellte sie sich vor und reichte June ihre kalte Hand, eine Geste die auch unter den Menschen ihrer Welt verbreitet war.

Auf die Feststellung ihres Gegenübers, dass diese Junes Anwesenheit gespürt hatte musste June selbst unweigerlich ein kleines Bisschen grinsen - Das schmeckte in ihrem Verstand förmlich nach dem, wonach es aussah: Einem Scout im Entwicklungsstadium.
"Diese Art der Wahrnehmung. Das ist ein Instinkt den die meisten haben die so sind wir wir."
Sie musterte kurz die Frau - Sie wirkte nicht, als sei sie routiniert jeden Tag hier in der Stadt unterwegs, denn nur Neulinge unternahmen noch Besichtigungen mit diesem Mass an Enthusiasmus. Vielleicht eine Reisende von ausserhalb? Gut möglich.
Wäre sie von der Zentralwelt gewesen hätte man vermutlich jedenfalls schon in früheren Jahren dieses gewisse Talent an ihr entdeckt, was June's These untermauerte, dass sie nicht von hier stammte.
Als die Frau ihr ihre Hand entgegenhielt, musterte June diese eine Sekunde, ehe sie realisierte, dass sie hiermit eine der auf vielen Welten geläufige Geste der Begrüssung vollzog.
zaghaft ergriff June die Hand der Frau, welche sich ungewohnt kalt anfühlte, und schüttelte diese.
"Ich bin übrigens The Other, ich lebe und arbeite hier.
...Und wenn Sie das sind, wofür ich Sie halte, Miss Skadi, dann haben Sie eine aussergewöhnliches Talent, welches selbst in dieser Welt hier nicht viele Wesen besitzen. Genaugenommen können Sie sich sogar recht glücklich schätzen."
Sie verschränkte nun ihre Hände hinter dem Rücken, und legte grinsend ihren Kopf schief.
"...Woher stammen Sie, wenn ich fragen darf, Lady?"

Skadi war über den eigenartigen Namen überrascht doch war dies nicht die wichtigste Frage die sie derzeit hatte. Was June sonst so von sich gab war für sie zunächst viel interessanter.

Aber wie wollte sie ihre Frage beantworten? Sie reichte die Frage einfach weiter. "Wie soll ich das beantworten?" fragte sie. "Gibt es eine eindeutige Designation, die meiner Realität, meinem Universum zuzuordnen wäre?" Falls ja so war ihr das bislang nicht bekannt. "Ich habe noch nicht viel Zeit hier verbracht. Ich habe die hier gültige Sprache erlernt und ein wenig in der Bibliothek geschmökert, zu mehr hatte ich bislang keine Zeit."

Was das Talent anging von dem June sprach so konnte sie sich nur die ihr bis vor kurzem noch unbekannte Fähigkeit vorstellen, einen interdimensionalen Sprung hierher und zurück in ihre Heimat initialisieren zu können. Natürlich hatte sie auch viele andere für die meisten Wesen ungewöhnliche Talente, aber keines davon schien auf den ersten Blick für diese Welt besonders interessant, und bislang hatte sie auch keines davon hier angewandt, da sie sich erst einmal - ihre ungewöhnliche Erscheinung einmal ausgenommen - relativ unauffällig bewegen wollte.

June nickte.
"Nun ja, die meisten der Entdeckten Welten werden Katalogisiert, und ihnen eine Nummer zugewiesen. Dieser Mann da vorne beispielsweise..."
Sie wies auf den jungen Mandalorianer hinter dem Gihaalstand. "...Stammt aus Welt 16-421. In eben dieser Welt hatte ich interessanterweise heute Morgen etwas zu erledigen..."
Sie blickte Skadi kurz an und grinste nachdenklich.
"Wenn man zwischen diesen Welten hin und her springt, kann man sich sehr schnell die dazugehörigen Nummern und Portalpfade merken, keine Bange - Es ist nicht viel anders, als würde man eine fremde Stadt bereisen, nur dass diese fremde Stadt auf einem anderen Planeten in einem anderen Universum liegt, aber was wäre das Leben ohne kleine Herausforderungen?!..."
June legte eine künstlerische Pause ein um ihre Kreativität zu fokussieren (hauptsächlich aber um wieder Luft zu holen.) ehe sie erneut weitersprach.
"...Wie viele andere Welten haben Sie bereits besucht, Miss Skadi?"

"Bislang nur diese", erwiderte Skadi. "Und ich weiß nicht, welche Nummer meine Welt hat. Sie besitzt kein Portal. Ich habe erst kürzlich, durch einen Zufall, in mir selbst die Fähigkeit zum Dimensionssprung festgestellt. Mein Problem ist, daß ich wenig Ahnung von moderner Naturwissenschaft habe. Das habe ich bislang noch nie gebraucht, und in meiner Welt ist dieses Wissen nicht verfügbar. Sie müssen mir daher die Dinge etwas einfacher erklären."

Natürlich war sie keineswegs dumm, doch hatte sie Wissen auf ganz anderem Gebiet als die meisten der Bewohner dieser Welt, vor allem was Wissenschaft und Technik betraf. "Ich war auf dem Weg zur Akademie, ich denke wir können dort sicherlich herausfinden, wo ich herkomme. Ich weiß, daß es inzwischen einen Vermerk für meine Welt gibt, doch sind Reisen dorthin bisher nicht gestattet."

June faltete verzückt die Hände.
"Ooooh, dann stammen Sie unter Garantie von einer der isolierten Welten - Keine Bange, das ist nicht schlechtes, lediglich eine gesetzliche Schutznassnahme, um unangebrachte Einmischung von aussen zu verhindern..."
Sie hatte schon eine ganze Weile lang keinen potentiellen Scout mehr gesehen, der aus einer isolierten Welt stammte - Und einen vor sich zu haben, welcher genügend Eier (im übertragenen, anatomisch nicht ganz zutreffenen Sinne) in der Hose hatte, sich ohne einen mittelschweren Kulturschock zu bekommen frei in der Zentralwelt zu bewegen hatte sie bisher genaugenommen noch gar nicht gehabt.
"...Also, Sagen Sie mir einfach, was Sie wissen möchten, und ich werde mein bestes tun, es so bekömmlich wie möglich zu erklären.
Ich wollte Ihnen grade vorschlagen, sie mit zur Academy zu nehmen, und wenn Sie ohnehin dort hin wollten, kommen Sie ruhig mit mir mit. Rein zufällig arbeite ich dort, was auch impliziert, dass ich potentiell in der Lage bin, anderen wesen etwas zu erklären, wissen Sie?!"

Skadi mußte lachen. "Ja, das will ich doch hoffen", erwiderte sie, sich in Richtung der Academy wendend. "Ich bin mir bewußt, daß meine Welt bislang isoliert ist. Wenn ich mir anschaue wie es hier zugeht so denke ich auch, daß es besser ist, wenn das erst einmal so bleibt."

Nicht, daß Skadi etwas gegen fremde Lebensformen hatte, doch sie konnte sich nur allzu lebhaft vorstellen, welch tragische Auswirkungen ein intensiverer Kontakt auf ihren Planeten und dessen Bevölkerung haben würde. Wenn die Menschen mit einer Technologie wie dieser hier in Berührung kämen dann würden sie wahrscheinlich nur alles kaputt machen.

"Ich habe über ein Universum gelesen, in dem andere Wesen die Rollen von Gottheiten übernommen haben", begann sie dann ihr Interesse zu erklären. "Eine Spezies dort nennt sich Asgard, und die Mitglieder dieser Spezies haben Namen meines eigenen Volkes angenommen, wie beispielsweise Thor, Heimdall... Loki." Sie sprach letzteren Namen mit hinreichend Verachtung aus. "Ich möchte mehr darüber erfahren und diese Wesen vielleicht einmal kennen lernen."

June musste unweigerlich ein Bisschen kichern.
"Diese Welt die Sie meinen, ja, die ist mir bekannt. Ich bin mir nicht sicher, ob sich die Einwohner diese Namen bewusst gewählt haben, oder ob dies eine dieser vielen pseudoparallelen Entwicklungen darstellt.
Aber wenn Sie Lust haben, kann ich mal nachsehen, ob sich vielleicht der ein oder andere Vertreter dieser Welt grade auf Terra Nova befindet.
Und wer weiss, wenn Sie eines Tages gelernt haben, Ihre Fähigkeit bewusst zu kontrollieren, werden Sie in der Lage sein, die Planeten dieser Leute mit eigenen Augen zu sehen, und soviel kann ich Ihnen bereits jetzt verraten - Sie ist definitiv einen Abstecher wert!"
Grinsend die Hände faltend deutete June mit einem Nicken in Richtung eines Berges, welcher über der Linie aus Gebäuden hervorragte, und auf welchem aus dieser Entfernung bereits mehrere auf der Bergspitze befindliche Gebäude zu erkennen waren.
"Dort oben liegt sie, die Academy. Dieser Ort könnte Sie sicherlich aufgrund vieler dionge interessieren. Wir haben hier eine der umfangreichsten Intergalaktischen Archive der heutigen Zeit angelegt, ferner befinden sich hier die Ausbildungsstätten unserer Makoscouts. Ferner werden hier, und an weiteren orten auch Mitglieder der defense Force ausgebildet, ebenso wie Agenten für Spezialaufträge. ich für meinen teil bin dort zuständig für das ausbilden und Instruieren neuer Makoscouts."
Sie grinste verschmitzt, und folgte der schmalen Gasse, welche in Richtung des Berges (Auch bekannt als Mount Roddenberry) führte.

"Ich war bereits dort", entgegnete Skadi. "Dort habe ich die hiesige Sprache gelernt. Für mehr war bislang allerdings wenig Zeit, denn ich habe gewisse Schwierigkeiten mit moderner Technologie."

Sie deutete auf ihren Speer und ihren Bogen. "Wie Sie sehen, bin ich technologisch etwas einfacher ausgerüstet als es hier üblich ist. Bedienung von Computern liegt mir nicht, daher hatte ich auch mit den Sprachlernprogrammen so meine gewissen Schwierigkeiten."

Sie lächelte. "Ich finde es hier alles sehr faszinierend, muß aber gestehen, daß ich mich bei allzu viel Technologie um mich herum nicht sonderlich wohl fühle. Aber die Natur dieses Planeten ist sehr interessant. Und ich habe festgestellt, daß meine Fähigkeiten hier genauso funktionieren wie in meiner Heimat, und es gibt eine Menge interessanter Kreaturen zum Jagen hier."

"Dafür dass Sie unsere Sprache vor Kurzem erst erlernt haben beherrschen Sie sie bereits sehr gut, mein Kompliment." Sie schunzelte leicht, während die beiden Frauen schliesslich den letzten der mehreren kreisförmig um das Zenrum der Stadt angeordneten Verteidigumngswälle passierten, und sich ihnen schliesslich das Bild des Mount Roddenberry in voller Pracht darbot.
"Diesen Weg noch..." Begann sie schliesslich. "...Und schon sind wir da."

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